ESG - Nachhaltigkeit
Ist ESG nur ein Placebo?
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Im Finanzbereich sind ESG-Investitionen eine der großen Innovationen der letzten Jahre. Die Möglichkeit, zur allgemeinen Verbesserung der Lebensbedingungen auf unserem Planeten beizutragen und dabei nicht auf Rendite zu verzichten, ist sicherlich eine attraktive Perspektive. Viele Experten bestätigen übereinstimmend die zweifache positive Wirkung. Aber es mangelt auch nicht an kritischen Stimmen. Einige argumentieren, dass diese Investitionen sogar schädlich sind.
Wie Zacharias Sautner von der Frankfurt School of Finance and Management in einem Interview in einem Artikel von Silvia Amaro (CNBC) erklärt, sind wir Zeugen eines doppelten Phänomens. Auf der einen Seite gibt es ein Bewusstsein in der Gesellschaft, sich um die Zukunft des Klimas und des Planeten zu sorgen. Andererseits gibt es akademische Belege dafür, dass die Integration von ESG-Kriterien in Investitionen höhere Renditen bei noch geringeren Risiken erzielen kann. Das US-amerikanische SIF (Forum für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investment in den Vereinigten Staaten) schätzt, dass bis 2025 allein in den USA das Volumen der ESG-integrierten Investitionen 35 Billionen Dollar erreichen könnte, was 50 Prozent der gesamten Investitionen entspricht.
Es wurde erwähnt, dass es jedoch auch widersprüchliche Stimmen darüber gibt, ob ESG in Bezug auf Soziales, Umwelt und Governance wirklich effektiv sein kann. Tariq Fancy, ehemaliger CIO von BlackRock, argumentiert zum Beispiel seit langem (ein Interview mit Fancy erschien auch auf Yahoo!Finance), dass ESG eine Marketingmaßnahme oder, noch schlimmer, ein "gefährliches Placebo" ist.
Wie Fancy betont, handelt es sich dabei eindeutig nicht um Investitionen, die der Umwelt oder der Gesellschaft (Mitarbeiter, Stakeholder und Gemeinden) direkt schaden. Es ist jedoch eine Fata Morgana, denn es verzögert das Handeln der Regierung (das für Fancy wirklich effektiv ist). Es ist eine Sache, ein Portfolio vor den Risiken des Klimawandels zu schützen, aber eine ganz andere, mit einem Anlageportfolio präzise Klimaziele zu verfolgen.
Wie Amaro in seinem Artikel darlegt, investieren einige ESG-Investmentfonds tatsächlich in Unternehmen, die nur schwer als nachhaltig zu bezeichnen sind (z.B. Ölgesellschaften). Darüber hinaus sind Vorwürfe des Greenwashing bei Investitionen keine Seltenheit. Viele Analysten betonen daher die Notwendigkeit von Transparenz und Rechenschaftspflicht seitens der Unternehmen (z.B. durch einen klaren Nachweis der positiven Umweltauswirkungen) sowie noch klarere Steuer- und Offenlegungsvorschriften seitens der Finanzbehörden.
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