Anlagen
Anleger bevorzugen Anleihen
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Die Kapitalflucht aus Europa scheint sich zu verlangsamen. Darauf weist Valerio Baselli in einem Artikel auf Morningstar hin. Die besten Ergebnisse, überraschenderweise mit positivem Vorzeichen, erzielen jedoch nicht die Aktienfonds, sondern die Anleihenfonds: Die Anleger scheinen also mehr Chancen in europäischen Anleihen zu sehen.
Die Kapitalabflüsse aus Europa (d.h. Fonds, die langfristig auf dem Alten Kontinent domiziliert sind) sind rückläufig. Im Juni waren es sogar 48 Milliarden, im August 10. Aktienfonds (insbesondere einige Large-Cap-Segmente) verzeichneten dagegen im vergangenen Monat den schlechtesten Wert seit März 2020: -19 Milliarden an Nettorücknahmen. Auch die Rohstofffonds schrumpften im August deutlich: -1,2 Milliarden. Auf der anderen Seite wuchsen die "dunkelgrünen" Fonds ("dark green"), d.h. die Fonds, die unter Artikel 9 der europäischen SFDR-Verordnung fallen, weiter an, und zwar um beachtliche +2,4 Milliarden.
Am überraschendsten ist vielleicht der Zufluss von 10 Milliarden Euro in Anleihenfonds, der erste positive Wert seit Anfang 2022. Wie ist es möglich, dass diese Fonds angesichts der aktuellen Energiekrise und der Rezessionsrisiken so gut abgeschnitten haben?
Baselli ist der Ansicht, dass die Stärke von Qualitätsanleihen genau auf die Angst vor einer Rezession zurückzuführen ist. In der Tat wird die Rezession den Aktienmarkt wahrscheinlich weiter belasten, während sie sich weniger auf die Anleihen auswirkt, die sich auf solide emittierende Unternehmen verlassen können. Außerdem sollten, wie Baselli schreibt, steigende Zinssätze die Nachfrage von Versicherungen und Pensionsfonds anregen. Außerdem schneiden Rentenfonds sowohl bei der aktiven als auch bei der passiven Verwaltung besser ab als Aktienfonds.
Die Zuflüsse konzentrierten sich auf die folgenden Anlageklassen: a) auf Euro lautende Unternehmensanleihen, b) auf Dollar lautende globale Anleihen, c) Staatsanleihen der Eurozone, d) in Hartwährungen notierte Schwellenländeranleihen.
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